109,01 schult, schulde stf., bedeutet mhd. nicht nur Schuld, sondern allgemein Grund, Ursache, was sich nhd. nur auf die Veranlassung von etwas Üblem beschränkt hat; von schulden (dat. pl.), mit (gutem) Grund.
109,03 stôzen stv., intr. sich bewegen.
109,04 der Relativsatz hinkt nach; er hat zur Voraussetzung, daß Herzeloide in Ohnmacht gefallen ist bei der Trauerbotschaft (s. 105,7). Die allgemeine Bestürzung hatte auch den andern den Verstand geraubt, so daß sie nicht auf die Königin achteten.
109,05 das Leben des ungeborenen Kindes wird juristisch von den ersten Bewegungen nach der Hälfte der Schwangerschaft an gerechnet.
109,06 streben swv., sich heftig bewegen, kämpfen; nhd. kann das Verb nur noch mit Richtungskonstruktion verbunden werden.
109,08 kranc, vgl. 3,16; kranken sin hân, kopflos, verrückt sein.
109,11 der Relativsatz bildet das Objekt zu truoc.
109,12 verbern stv., meiden, verschonen.
109,13 altwîs, nur hier bezeugtes Kompositum, wenn es nicht als zwei Worte aufzufassen ist: sehr alt; vgl. altbetagt.
109,14 durch klage, um zu klagen, um ihr klagen zu helfen. — über, wie 106,21.
109,18 versinnen, subst. inf. zu dem reflex. sich versinnen, zum Bewußtsein kommen (vgl. 112,21): das Bewußtsein.
109,20 über lût, über das Laute hinaus, überlaut.
109,23 vrechiu ger, seine kühne Begierde, sein kühnes Streben; vgl. manlîchiu ger 111,19.
109,25 es wird aus 113,18 ff., wo sich Herzeloide mit Maria vergleicht, klar, daß ihr das auch hier vorschwebt. Maria ist nach einer beliebten religiösen Formulierung Gottes Mutter, Tochter und Frau zugleich. Danach wird der Sohn als Inkarnation des Vaters empfunden. Aus den ungewöhnlichen und abrupten Schmerzensausdrücken geht hervor, daß Herzeloide wahnsinnig wird. Dieser Wahnsinn verschwindet nicht, sondern wird nur stiller und weniger merkbar. Er bildet die Voraussetzung zu dem kommenden tragischen Ausgang.
109,27 verch stn., Sitz des Lebens, Leben.
109,29 minne, plur.