116,04 queste swm., Laubbüschel; diese brauchte man im Schwitzbade, um sich damit zu streichen und zu peitschen. Daß sie auch zur Verhüllung der Scham dienten, geht aus bildlichen Darstellungen und aus sprichwörtlichen Redewendungen hervor. Der Dichter will sagen: meine Erzählung soll man ja nicht für ein Buch halten; lieber wollte ich nackt ohne Badetuch im Bade sitzen, als daß dies geschähe. Dann setzt er aber hinzu: wenn ich wenigstens den Wedel nicht vergessen hätte, d. h. ich würde mich doch nicht so sehr schämen (wenn meine Dichtung für ein Buch gehalten würde). Mit dieser schalkhaften Wendung wollte er wohl nur die Zuhörer zum Lachen bringen, was er wohl erreicht hat.

116,05 lîp dient wie oft zur Umschreibung des personalpron.; mir den lîp = mînen lîp = mich.

116,06 mit wîp im Gegensatz zu man wird jede Person weiblichen Geschlechtes, ob hohen oder niedern Standes, bezeichnet. Wolfram stellt sich wohl mit Walther von der Vogelweide (wîp muoz iemer sîn der wîbe hôhste name und tiuret baz dan frouwe, Nr. 69,1 f. Ausg. Pfeiffer-Bartsch-Michel) auf den wîp-Standpunkt gegen die Bevorzugung von frouwe; (wîp im Gegensatz zu maget s. 45,24).

116,07 hel, s. 63,2; hier nicht „laut“, sondern als sekundäres Merkmal ihres Geschlechtes „hoch“, im Gegensatz zu der männlichen tiefen Stimme. Wolfram will sagen: nach ihrem Geschlechte sind sie alle wîp.

116,08 Das abstr. masc. valsch wird nhd. fast nur noch in der Verbindung „ohne Falsch“ angewendet. — snel gein, vgl. 66,13.

116,09 etslîche, eigentlich Gegensatz zu genuoge, jedoch hier wohl nur zur Variation des Ausdruckes gebraucht. — lære in übertragener Bedeutung, vgl. 110,9.

116,10 diu mære, in abgeblaßter, unbestimmter Bedeutung: die Dinge, „es“.

116,11 namen swv., einen Namen geben: genamet sîn, heißen. Daß die beiden geschiedenen Klassen von Frauen den gleichen Namen (wîp)tragen, darüber schämt sich Wolfram.

116,13 wîpheit, Gesamtheit der wîp. — dîn ordenlîcher site, konstruktionslos vorausgenommener nomin., durch dem des folgenden Verses eingegliedert. — ordenlîch adj., der Regel — hier der wîpheit als solcher — entsprechend, normal; nhd. vgl. z. B. ordentliches (t ist unorganischer Einschub) Mitglied einer Gesellschaft.

116,14 triuwe ist aktiv handelnd gedacht.

116,15 gnuoge sprechent, dient zur Einleitung des folgenden Sprichworts; vgl. 180,9 f. 272,11.

116,17 es fehlt eine Adversativpartikel wie oft mhd. — die, sc. Armut.

116,18 die demonstrativ: dessen Seele verschont das Höllenfeuer.

116,20 f. des, kausal: infolgedessen. — gâbe, das Resultat des Gebens, das Geschenk; gebe dagegen hat weiteren Begriff: Geschenk und Handlung des Gebens. Deshalb wurde ihr Almosen neu im Himmel durch (mit)endlose Vergabung; d. h. die freiwillige Hingabe ihres Reichtums fand dann durch die Gnade Gottes im Himmel Ersatz.

116,22 wênic, subst. neutr. sg.; davon der gen. ir abhängig.

116,24 liezen, conj. — durch des himeles ruom: doch kam neben der allgemeinen Weltflucht bei Herzeloide noch das Motiv hinzu, daß sie ihren Sohn fern von allem Ritterwesen erziehen wollte; vgl. 117,14 ff.

116,25 Steigerung zu 116,22. Es gibt wohl wenige, ich kenne keine. — nehein, unflektierte Form im accus. bei vorausgehendem partitivem gen. nicht ungewöhnlich; vgl. 377,10.

116,26 ein, unflektierte Form des neutr. des Zahlwortes; nhd. eins. Ich halte sie für ganz gleich.

116,27 miten, conj.

116,29 gast mit gen., fremd in Beziehung auf die drei Länder. Sie, vorher diu rîche (28), mächtig, reich, wurde ihren Ländern fremd und wählte die Armut an einem entlegenen Orte.

116,30 fröuden mangel, eigentlich das Gebrechen an Freuden, die Freudlosigkeit, das Leid. Der Ausdruck wurde wohl als ein Begriff gefühlt, so daß die Verbindung mit last nicht besonders gesucht ist.