2,01 wil, umschreibt das Futurum.
2,02 sie kan, es liegt in ihrer Natur.
2,03 brunne swm., nicht nur künstlich gefaßte, sondern auch natürliche Quelle.
2,04 daz tou, nhd. der Tau. — von, zeigt Ursache oder Urheber an.
2,05 erkennen swv., kennenlernen. — wîsen, im Gegensatz zu den 1,16 genannten tumben: aber auch den Erfahrenen. — man : hân. Reime von a auf â sind nicht selten bei Wolfram, am häufigsten vor Nasalen, Liquiden und ch, auch t.
2,06 möhte, plusquamperf. : daß er nicht gerne Kunde davon gehabt hätte.
2,07 stiure stf., Unterstützung, Beihilfe; Kommentar. — mære stn., allgemein was gesprochen wird: im sing. gewöhnlich die Erzählung (Quelle) des Gedichts; hier plur., der Gegenstand, Inhalt der Geschichte. — gern swv. mit gen., etwas begehren, verlangen.
2,08 guoter 1êre, genet. partit. zu waz. — wern swv., gewähren, darbieten.
2,09 dar an, weist auf das Vorhergehende: mit Hinsicht darauf; des auf das Nachfolgende: in Beziehung auf das Kommende. — verzagen swv., zage (unentschlossen, zaghaft) werden, versäumen.
2,10 beide, n. pl., für beidiu. Die Abschwächung von -iu, -ie zu -e tritt zunächst durch Unbetontheit nur beim Pronomen und Artikel ein, nicht aber beim gewöhnlichen adj.; vgl. dise V. 23; die 197,11. 447,7; alle 457,20; de 618,9. Doch kann bei beide ... unde (sowohl ... als auch) die Nebenform auch aus dem masc. eingedrungen sein. — vliehen und jagen, entwîchen und kêren sind dem Turnier entnommene Bilder; das tun die tüchtigen Kämpfer; vgl. 21,17. Das sind diejenigen, die die Aussprüche verstehen.
2,12 lastern swv., die Ehre nehmen.
2,13 schanze stf., eigentlich der Fall der Würfel (aus altfr. cheance, lat. cadentia): Glücksfall, Wagnis; vgl. 13,5. 60,21. 88,4. 150,20. 272,18. 320,2. 494,3. 747,18; vgl. „in die Schanze schlagen“, während nhd. Schanze (Befestigung) nichts damit zu tun hat. — ich kan mit, ich kenne mich aus, weiß Bescheid in, verstehe etwas; vgl. 62,24. 66,10 und oft.
2,14 witze, persönlich gedacht. Umschreibung für: der ist ein weiser Mann.
2,15 sich versitzen, zuviel sitzen, zu hartnäckig an etwas festhalten (vgl. „versessen auf etwas“); sich vergên, zuviel gehen, vom Wege abkommen. Dazu steht im Wortspiel V. 16 sich verstên, in der Bedeutung: sich auskennen. — anders, sonst, im übrigen. Auch dem weisen Manne muß man erklären, welchen tiefen Sinn diese Gleichnisse haben. Nun greift der Dichter wieder auf die Sentenzen zurück.
2,17 valsch geselleclîcher muot, gleichbedeutend mit der unstæte geselle (1,10).
2,18 guot sîn ze, verhelfen zu.
2,19 werdekeit stf., Ansehen, Ruhm; das was Ansehen, Ehre verleiht; ferner ehrenvolle Behandlung, Auszeichnung. — hagel stm., Hagelschlag. Der valsch geselleclîcher muot schlägt das Ansehen wie Hagelwetter zu Boden.
2,20 zagel stm., Schwanz. — biz, nhd. wird gewöhnlich vom Stechen der Bremsen gesprochen. — gelten stv., vergelten, bezahlen. — breme swm. (vom gleichen Stamme wie brimmen, brummen), Bremse, Stechfliege, bî bremen, in der Nähe von Bremsen. — „Die Treue des Falschen hat einen so kurzen Schwanz, daß sie damit nicht einmal jeden dritten Biß abwehren (heimzahlen) kann, wenn sie an einer bremsenreichen Stelle in den Wald fährt.“ Die gnomischen Aoriste galt und fuor zeigen, daß es sich hier um eine Anspielung auf eine bekannte Fabel handelt; vielleicht ähnlich derjenigen von den beiden Kühen im „Brunellus“ des englischen Satirikers Nigellus Wireker (12. Jahrh.), deren Schwänze im Winter einfrieren und deren eine, Brunetta, das Auftauen des Eises abwartet, während die andere, Bicornis, sich losreißt, dadurch den Schwanz verliert und deshalb im Sommer die Fliegen nicht mehr abwehren kann.
2,23 dise, für disiu; vgl. V. 10. — slaht stf., Gattung, Art; maneger slahte (gen.), mancherlei. — underbint stn., Grenzsteckung, Unterschied, Definition.
2,24 sîn von, sich beziehen auf.
2,25 zil stôzen für, ein Ziel aufstecken vor jemand hin. Ein dem Sport entnommenes Bild.
2,26 swelhiu, fem. nach dem natürlichen Geschlecht.
2,27 war, wohin.
2,28 prîs und êre, die Abstrakta stehen, wo wir nhd. besser die Tätigkeitswörter setzen: Rühmen und Ehren.
2,29 bereit sîn mit gen. der Sache und dat. der Person, jemand mit etwas bereit sein, hingeben. — dâ nâch, modal, dementsprechend (nämlich der Wertschätzung).
2,30 ir, bezieht sich auf minne, entspricht lat. eius.