28,04 ieweder, jeder von zweien; noch nhd. jedweder, das aber seine dualische Bedeutung verloren hat. — innen werden eines dinges gewahr werden, kennenlernen, fühlen.

28,06 vil armez wîp, erklärende Apposition zu ich;nhd. muß das personalpron. ich wiederholt werden.

28,08 ûf mîner triuwe, auf dem Grund, Boden meiner Treue.

28,09 wîp, Gegensatz zu maget. Ich bin noch immer Jungfrau.

28,11 heidenin, fem. zu heiden, Heidin, Nichtchristin.

28,12 wîplîcher, comparat.

28,13 gesliefen stv., schlüpfen. Der Indikativ (geslouf) ist auffällig. Übergang in die direkte Erzählung, wohl durch den Reim veranlaßt.

28,14 kiusche, allgemein Tugend; vgl. zu 3,2.

28,16 wâc stm., bewegtes Wasser, Woge (dies ist der ursprüngliche plur., der als sg. fem. aufgefaßt wurde).

28,17 Hendiadyoin: auf die zobelpelzbedeckte Brust. — Die Tugend und das Tränenwasser haben sie innerlich zur Christin gemacht.

28,18 riuwen (gen. pl.) phlege, Trauers Übung; nhd. Reue hat sich in der Bedeutung spezialisiert; mhd. riuwe bedeutet noch Betrübnis, Schmerz, Trauer.

28,19 rehtiu jâmers 1êre, der rechte Unterricht des Jammers. „Jammer lehrt Weinen“ ist sprichwörtlich.

28,21 über mer, bildet einen Begriff; von über mer, von jenseits des Meeres; vgl. 31,16.

28,23 sîns, gemeint ist Isenharts. — œheim stm., Mutterbruder, Oheim (avunculus), im Gegensatz zu veter, Vaterbruder (patruus). — suon (sun) reimt bei Wolfram auf tuon (bez. getuon, missetuon)oder auf Namen oder Fremdwörter, die auf -ûn ausgehen.

28,25 schaden, gen. zu schade (swm.), von mêr abhängig.

28,27 ersiuften swv., aufseufzen.

28,28 zaher stm., Träne. Zähre ist eigentlich pl. dazu, wie Träne pl. zu trahen; vgl.wâc zu Woge. — blicke, inneres obj. zu sach (29).

28,29 gastlîchen adv., wie es Fremde gegeneinander tun.

28,30 an praepos. Sie schickte Blicke auf Gahmuret. — verjach, sg. zu dem als Einheit gefaßten pl. ougen.