291,01 –293,16 wendet sich der Dichter mit Anklagen direkt an frou Minne.Zu beachten ist, daß sich die Verse von lyrischem Charakter neben dem fortlaufenden Text durch Strophenform herausheben, und zwar durch Vierzeiler (291,1–4. 5–8. 9–12. 15–18. 292,1–4) und einen Zweizeiler (291,13 f.).

291,03 kurze adv., zu wernder zu beziehen; in diesen zwei Worten, in der kurzen Dauer liegt der Vorwurf des Dichters.

291,04 vgl. 76,28.

291,08 über tuon (veranlassen) mit inf. vgl. 79,8 f.; enschumpfieren, inf. in passivem Sinn.

291,09 daz smæhe unt daz werde, das Verachtete und das Edle.

291,14 sunder wân, verstärkend zu mit rehter wârheit, sicherlich. Ohne Zweifel müssen wir euch Gewalt zugestehen.

291,15 ein, Zahlwort. Diese einzige Ehre ist frou Liebe (17), die personifizierte Anmut, der Liebreiz. Ähnlicher Ansicht zeigt sich auch Walther von der Vogelweide.

291,18 dürkel, löcherig; vgl. 57,26.

291,19 untriuwen, gen. plur., wie oft von Abstrakta.

291,20 mit alter und doch immer neuer Gewohnheit; vgl. 203,9.

291,22 in, plur., auf manegem wîbe zu beziehen. — sippe adj., s. 82,1. — âmîs neutr., s. 133,10; sippiu âmîs, Liebhaber, die ihnen blutsverwandt sind: ihr ratet zur Blutschande. Der Dichter spielt hier und im folgenden auf bekannte Romane an.

291,23 der daz-Satz ist auch von râtet abhängig.

291,24 von, kausal: durch eure, infolge eurer Macht.

291,26 vgl. 291,30. — sich hellen swv., sich in die Hölle bringen; hier zum erstenmal belegtes Wort, von den Wolframianern übernommen.

291,28 werren mit dat., jemand bedrücken, ihm Verdruß bereiten; vgl. 24,22.

291,29 verwenen swv., zum Schlechten gewöhnen; in Verbindung mit gen. nur hier: daß ihr den Leib in Beziehung auf die Begierde übel gewöhnt.

291,30 sent, Qual leidet; nämlich in der Hölle nach dem Tode.