338,00 Der Dichter läßt für eine Zeitlang seinen Helden zurück- und Gawan in den Vordergrund treten und motiviert im Eingang dieses Buches ein solches Verfahren.
338,01 Umschreibung für Gawan. — gewerben, wie werben, handeln, sich benehmen; vgl. 273,14.
338,02 f. zuo sînen hânden hân, für sich selbst beanspruchen; vgl. 22,2.
338,04 der werde erkande, der als edel berühmte; häufiger steht vor erkant unflektiertes adj.; s. 337,18.
338,05 diu, bezieht sich auf âventiure (3). — prüeven, darstellen; vgl. zu 205,25. — âne haz, entspricht nhd. nicht ungern.
338,06 derneben, daneben neben ihm (nämlich Parzival, wie aus dem Folgenden erhellt). — für in baz, über ihn hinaus.
338,07 obschon für in den Vergleichsgegenstand schon genannt hat, wird der erklärende Zusatz pleonastisch mit der Vergleichspartikel dan (auf baz Bezug nehmend) eingeleitet. — des mæres hêrre, vgl. dirre âventiur hêrre140,13.
338,08 sînen friunt, seinen (Haupt)helden; vgl. 144,4. — alle mâl, beständig.
338,09 mit Worten dem Höchsten zutreibt, d. h. in den Himmel erhebt.
338,10 eines dinges verzaget sîn, etwas versäumen. — anderhalp, auf der andern Seite; gemeint ist in Beziehung auf die Nebenfiguren der Erzählung.
338,11 volge, Zustimmung; vgl. 7,17. Der könnte die Zustimmung des Publikums brauchen.
338,12 swer, wenn einer. — lop tuon, Umschreibung für loben.
338,13 f. wan: nur (zu ergänzen: wenn einer die Zustimmung nicht hat) bleibt die Rede ohne Dach, findet keine gastliche Unterkunft; bildlich dafür, daß Erzählungen, die Licht und Schatten richtig verteilen und der Wahrheit getreu berichten, keine gute Aufnahme beim Publikum finden. Vgl. Willeh. 5,4 ff. swer werdekeit wil minnen, der lat dise âventiure in sînem hûs ze fiure: diu vert hie mit den gesten.
338,15 sinnes, gen. explicativus, Worte von Verstand, verständige Worte. — behalten, im Sinne von beherbergen; vgl. 142,30.
338,16 es, gen. von walten abhängig, sich dessen annehmen. — die wîsen sind die sapientes, die Sachverständigen.
338,17 lügelîch adj., lügenhaft. Über die Stellung der adj. vgl. 192,17.
338,18 baz, besser, lieber, eher; nämlich im Gegensatz zu der vorhergenannten wahren Erzählung sollte vielmehr die falsche lügenhafte Erzählung obdachlos (âne wirt)sein, und zwar draußen auf dem Schnee frieren.
338,19 eime snê, unbestimmter Artikel bei Stoffbezeichnung; vgl. 3,8.
338,20 wiederum der beim Reden speziell in Betracht kommende munt als Umschreibung für die Person; vgl. 337,28; zugleich wird die Situation, die dem mære gewünscht wird, auf den Träger desselben, den Dichter oder Verbreiter, übertragen.
338,21 ûz, mit breitet zu verbinden.
338,22 sô, wenn dies der Fall wäre, so; vgl. 244,21. — bereiten, ausrüsten, versorgen.
338,24 z’arbeite ergên, zur Mühsal ausschlagen. Dieselbe Klage wie 338,13 f. Die rechtschaffenen Leute, die der Wahrheit und sich selbst treu bleiben, ernten nur Mühsal und Undank; womit versteckt angedeutet ist, daß die andern, die lügenhaften Dichter, beim Publikum Anklang finden, was übrigens auch schon aus ihrer Verwünschung (17 ff.) hervorgeht. Darum auch die folgende Ermahnung des Dichters an den Zuhörer.
338,25 swem, wenn einem (Dichter).
338,26 missewende stf., Makel, Schande; vgl. 4,22. — nach hœren, dazu gehören, die notwendige Folge sein.
338,27 pflihten an, Anteil nehmen an; vgl. 314,30. — werder lîp, umschreibend: ein Edler. Wenn ein edler (Hörer oder Leser) Anteil nimmt an dem Gewinn eines Dichters, der es eilig hat, solche Dichtungen zu produzieren, die nur Tadel verdienen, d. h. wenn ein Edler einen solchen Dichter durch seinen Beifall begünstigt und ihn dadurch fördert.
338,28 kranker sin (schwacher Verstand), aktiv gedacht.
338,30 den site: gemeint ist die oberste Tugend, die scham, wie aus sich schemen hervorgeht. — ze vogte nemen, zum Gebieter nehmen, über sich herrschen lassen.