35,02 ander adj., wo nhd. Adverb: andererseits.

35,03 strenge adj., hat mhd. weitere Bedeutung als nhd., dem engl. strong näherstehend: stark, kräftig.

35,04 neigen, faktitiv zu nîgen (vgl. 7,15), neigen, beugen. — hôher sin, heißt sowohl hoher als auch froher Sinn.

35,05 diu wirtin, nämlich die Burggräfin. — gemach, vgl. 7,22.

35,06 schiere adv., nicht wie nhd. beinahe, sondern schnell, sogleich, bald.

35,08 vlîz stm., bezeichnet besonders den Eifer, die Sorgfalt.

35,10 nu sult ir slâfen, umschreibende Form für den imperat. neben der bloßen Befehlsform (11) ruowet hînt, da das Mhd. die Mischung der Konstruktionen liebt im Gegensatz zur nhd. Sprache.

35,11 mir ist (wirt) nôt eines dinges, ich habe nötig, brauche.

35,14 : junchêrren, außer der Konstruktion stehender nom., durch der (15) aufgenommen. — Der unreine Reim kêren : junchêrren ist vielleicht aus Veldeke übernommen.

35,15 bette neutr. pl., dazu praed. im sg. — Die Matratzen der Pagen liegen rings um Gahmurets Bett, das Kopfende diesem zugekehrt.

35,16 wand er des pflac, weil er das so gewohnt war, wie es seine Sitte war. Hier hat pflegen schon die nhd. Bedeutung; vgl. 4,3.

35,18 brinnen stv., hat sich nhd. mit dem faktitiven brennen gemischt.

35,20 dicke, vgl. 17,12. — en, für in mit geschwächtem Vokal vor vollbetontem Worte. — unmaht stf., Ohnmacht, Sinnlosigkeit. Derartige Zustände von Sinnesberaubung infolge Liebe kommen in irischer, altfr. und mhd. Dichtung häufig vor, am bekanntesten bei Parzival im sechsten Buche.

35,23 wit stf., geflochtene Weide oder Schnur. Der Dichter braucht ein gewaltsames Bild für das Hin- und Herwerfen im Bett, wie er denn überhaupt die ganze Schilderung der Liebe zu der Mohrin komisch übertreibt.

35,24 kracheten: ähnlich wird vom Krachen der Hände (219,9) und sogar des Herzens (192,7) gesprochen. — lit, gen. lides stn.; vgl. 112,27. 742,1 (im plur. auch masc., s. zu 193,12), Glied. Das nhd. Wort mhd. gelit mit Präfix ge.

35,26 wünschet: Wolfram liebt Aufforderungen an sein Publikum. — einen eines d. gewern, ihm etwas gewähren, s. 9,29. (e)s, bezieht sich auf strît und minne.

35,27 das stôzen ist das Schlagen des Herzens: sein Herz pochte laut.

35,28 vgl. 9,25. 118,17.26, wo auch das leidenschaftliche Verlangen die Brust schwellt.

35,29 recke, eigentlich der Verbannte, dann der kriegsdienstsuchende Held, und Held überhaupt. Das Wort entstammt wie wîgant dem Volksepos und wird von den höfischen Dichtern selten gebraucht.

35,30 brust, pl. ohne Umlaut und Endung, wohl alter Dual (mit Umlaut und Endung 104,13). Von zwei Brüsten kann man nhd. nur noch beim weiblichen Geschlecht sprechen. — erstrecken swv., ausdehnen, anspannen; nhd. nur noch reflexiv.