357,01 hie bezieht sich auf das innere, dort auf das äußere Heer: von der einen Seite und von der andern Seite je ein Anrennen. Die beiden Nominative werden durch ir vesperîe (4) zusammengefaßt.

357,02 daz her, das Heer der Feinde im Gegensatz zu den Belagerten. — trecken, ziehen; vgl. 18,30. — vort adv., vorwärts; vgl. 115,24.

357,04 vesperîe, Vorkampf am Abend; vgl. 68,24.

357,05 rotte, sonst gewöhnlich swf., hier stark gebildeter plur., wenn nicht der sing. anzunehmen ist.

357,06 garzûne, gen. von krîe abhängig: mannigfaltiges Feldgeschrei der Knappen.

357,07 walsch, walisisch. Es ist unklar, wer die Schotten und wer die Waliser sind.

357,08 sunder valsch, dient nur zur Beteuerung: fürwahr.

357,09 mit vride ist ein terminus technicus beim Turnier ze schimpfe, wobei das Lösegeld im Falle der Gefangennahme zum voraus bestimmt wurde; âne vride bedeutet hier soviel als „ernsthaft“.

357,10 erswingen, schwingen machen, in Bewegung versetzen; von den Armen gesagt 207,15. — die lide plur. masc.; vgl. zu 193,12.

357,11 vgl. 356,3.

357,12 ûzem her, aus dem Heer der Belagerer; vgl. 357,2.

357,14 es ist noch eine heute geübte Sitte, daß jeder Fremde, der während der Ernte ein Saatfeld betritt, mit Halmen gebunden wird, bis er sich durch ein Trinkgeld auslöst. Der Vers heißt daher nichts anderes als: die Stadtbewohner bezwangen die jungen Ritter des Meljanz so, daß sie sich mit einem Lösegeld loskaufen konnten. Auf diesen Brauch ist auch deutlich angespielt 444,4–10.

357,15 der, ein solcher, der. — gedienen mit accus. (kleinœt), erwerben; vgl. 248,26. — an wîbe, nhd. von einer Frau. Gemeint sind die jugendlichen Ritter, die noch keinen Frauendienst geleistet haben.

357,17 bezzer wât, besseres Gewand, als er eben trug; d. h. diese jungen Ritter waren sehr schön gekleidet, worunter im folgenden Meljanz noch besonders hervorgehoben wird.

357,21 vgl. 121,24.

357,22 gewan, plusquamperf.

357,23 f. diese Beziehung findet durch Hartmanns Iwein ihre Erläuterung: Meljacanz hatte die Königin Ginover entführt, unter den Nachsetzenden war Keie; diesen stach Meljacanz enbor ûz dem satele hin, daz im ein ast den helm gevienc und bî der gurgelen hienc, Iw. 4672–74. (Wolfram kannte vielleicht, wenn hier von Kyot unabhängig, außerdem ein uns unbekanntes deutsches Lanzeletgedicht; vgl. 382,24. 387,2 f. 583,8 f.) Das erbeutete Roß hatte also Meljacanz nachher an Meljanz verschenkt.

357,24 mann = man in.

357,26 wol, in trefflicher Weise.

357,27 vor ûz, d. h. den andern voraus, in hervorragender Weise; vgl. 217,10.

357,28 Hauptsatz an Stelle eines konsekutiven Nebensatzes. — in ir ougen vant, „spiegelte sich in ihren Augen“, weil sie ihn so liebevoll beobachtete.

357,30 vgl. 352,8.