4,01 angest stf., Sorge, entspricht nicht ganz dem nhd. Angst, worin noch Nebenbegriff der Mutlosigkeit. — dâ bî, als Begleitung, da fröude und angest persönlich gefaßt sind.
4,02 lât, laßt zu; angenommen, daß drei wären, wie ich bin; vgl. 449,5 er erfrüre, wærn sîn eines drî.
4,03 der, gen. pl. — ieslîch pron., jeder. — sunder adv., abgesondert, einzeln. — phlegen stv., mit genet., der durch einen Nebensatz ersetzt werden kann: besorgen, betreiben, gebrauchen; nhd. überwiegt die seltene schwache Form des Verbs und die seltene Bedeutung „die Gewohnheit haben“
4,04 kunst stf., hat weitere Bedeutung als nhd.; Wissenschaft, Gelehrsamkeit sind noch eingeschlossen: das Können (vgl. die sieben freien Künste). — widerwegen stv. mit dat., das Gegengewicht halten, aufwiegen; vgl. 13,4. Häufiger ist das Wort transitiv; vgl. 18,16. 245,7. zweifelhaft 46,26.
4,05 wilde adj., im Gegensatz zu zam, außerordentlich, im schlimmen Sinne sogar „verrückt“. — funt, hier dichterische Erfindung; vgl. troubadour, trouvère, bezieht sich jedoch auf die Form; denn das Erfinden des Stoffes war dem mittelalterlichen rein ästhetisch empfindenden Menschen gleichgültig, es wurden sogar Gewährsmänner vorgeschützt; also Formfindungstalent, Darstellungsgabe.
4,06 obe, ob conj., wenn.
4,07 eine: schwach flektiertes ein bedeutet allein.
4,08 arbeite, gen. zu arbeit, von vil abhängig. Mühe, Not; im mhd. hat es nie die Bedeutung von „das Gearbeitete“. — Wolfram sagt, er sei der Sache nicht gewachsen, die er unternommen habe; selbst drei von seiner eigenen Begabung zusammen hätten noch genug Arbeit damit.
4,09 niuwen swv., erneuern; denn der Dichter hat die Erzählung nicht selbst erfunden.
4,10 triuwen, der plur. von Abstrakta ist im mhd. geläufig; vgl. 7,13. Zu beachten ist der im mhd. im Gegensatz zum nhd. beliebte Wechsel der Konstruktion: sagt von, dagegen V. 11 und 12 bloßer accus.
4,11 reht stn., dasjenige, was einem Dinge gebührt, zukommt, daher neben dem gesetzlichen Recht, das Richtige, Stand, sogar Pflicht, übertragen „Art und Weise”.
4,12 sleht adj., grad, eben, schlicht, einfach; nhd. ist das Wort deteriorisiert, existiert in der guten Bedeutung nur noch in dem altertümlichen Zwillingsausdruck „schlecht und recht“.
4,13 Folgesatz, durch bloßes Relativum ausgedrückt — herte stf., bedeutet sowohl Härte als auch harten Kampf, deshalb Wortspiel, wie er stahel (15) deutlich zeigt.
4,14 betrouc, betriegen, betrügen, täuschen, im Stiche lassen.
4,15 er stahel, er Stahl! und ebenso die Ausrufe V. 18. 20–22 fast ohne Konstruktion; nhd. außerhalb der Anrede kaum möglich. — swâ, s. 1,4; bei Verschleifung ohne Längezeichen wie dô, dâ. — quam ist die md. Form des praet. zu komen; vgl. 481,25. 484,12. 750,10.
4,16 sigelîchen adv., dem Siege gemäß, siegreich.
4,18 træclîche wîs, langsam weise. Parzival fängt als Dümmling an, wird in träger Weise erfahren.
4,19 helt, mhd. stark flektiert. — grüezen, ansprechen, grüßen.
4,20 süeze stf., Süßigkeit für Weiberaugen. Die Sinneswahrnehmungen werden oft von einem Sinn auf den andern übertragen.
4,21 suht (vgl. siech), Krankheit für Weiberherzen. Die alte Bedeutung noch in „Sucht“ bei Hunden und Zusammensetzungen wie Tobsucht.
4,22 missewende stf., das Abweichen vom Bessern zum Schlechtem, mit oder ohne Schuld; Schmach.
4,23 hie zuo, gemeint ist: zu dieser Rolle eines solchen Helden.
4,24 mæreshalp, von Seite der Geschichte, Erzählung aus; denn seine Geburt wird erst am Schlusse des zweiten Buches erzählt.
4,25 giht 3. sg. praes. von jehen stv., einem eines dinges, einem etwas zuweisen, von ihm etwas aussagen.
4,26 wunder stn., Verwunderung (vgl. „Wunder nehmen“); hier wie nhd. Gegenstand der Verwunderung, Wunderbares. — des, beeinflußt durch den vorhergehenden genet, für daz: der der Held dieser Erzählung ist und des vielen Wunderbaren, das darin geschieht.
4,27 dô, immer temporal gegenüber lokalem dâ: damals.
4,28 oft wird die nähere Bestimmung im mhd. nur zum zweiten Glied gesetzt. liget und lac entspricht pflegent und pflac. — welsch adj., welsch, romanisch; vgl. 85,18 und 357,7 walsch im Reim auf valsch. — gerihte stn., Rechtsverfahren, Rechtsordnung.
4,29 tiusch, Nebenform zu tiutsch adj., deutsch. — ort stm. (bei Wolfram, 94,20. 292,16. 653,11. 681,12; sonst häufiger stn.), nicht von so allgemeiner Bedeutung wie nhd., sondern Ecke, Spitze, Winkel.
4,30 âne, praepos. mit accus. und postpos. mit genet., abgesehen von mir; vgl. 16,8.