465,02 riuwe und wünne werden durch 5 f. und 3 f. in chiastischer Stellung erklärt: Trauer infolge der Erbsünde, Wonne infolge der Gottähnlichkeit durch Abstammung von Adam.
465,04 er, den iesl. engel ob im siht, Umschreibung für Gott; vgl. 465,7 f. — ob im, über sich, als seinen Herrn.
465,05 daz, parallel zu sît (3) mit Konstruktionswechsel. — Die Verwandtschaft ist anderseits der mit Sünden beladene Wagen, der uns die Sündenlast bringt.
465,08 erbarme, persönlich gefaßt (Misericordia ist eine der vier Töchter Gottes). Dem Erbarmen Gesellschaft leistet, d. h. der barmherzig ist.
465,09 f. zu beachten ist die Häufung von Stammbildungen mit triuwe.— mennischeit stf., Menschwerdung und Menschsein.
465,11 verkiesen ûf einen, einem verzeihen, ihm nichts nachtragen; vgl. 58,9. Weil Gott Menschengestalt angenommen und gegen die Sünde gestritten hat, dürft ihr ihm nicht mehr gram sein.
465,13 wandel, Buße. — In Verbindung mit lân kann sîn oder wesen erspart werden; vgl. 24,18.
465,14 rede und werke, gen. mit frî zu verbinden; vgl. 422,5.
465,15 ein dinc rechen, dafür Genugtuung schaffen.
465,16 unkiusche stf., accus. von sprechen abhängig: Unkeuschheit, d. h. Ungebührliches, sprechen.
465,18 Koordination statt Subordination. — urteilen swv., verurteilen.
465,19 ein dinc nemen für, es an Stelle von etwas nehmen. Nehmt alte Berichte für neue (sie haben auch jetzt noch Gültigkeit).
465,21 pareliure fem., Bericht, Rede. — Plâtô: er galt im Mittelalter als Zauberer und Prophet, als Christ vor Christus, hauptsächlich weil der Neuplatonismus sich mit dem Christentum berührte. Auch Willeh. 218,13 wird Plato neben Sibille unter die Propheten gezählt.
465,23 Sibille, vgl. auch 482,1. — prophêtisseswf., aus lat. prophetissa, Prophetin.
465,24 fâlieren, vgl. 211,17. — misse stf., das Fehlen, Mangeln: fâlierens misse, gehäufter Ausdruck.
465,25 dâ vor manec jâr, manches Jahr vorher.
465,28 zer helle, in der Hölle. Gemeint ist die Höllenfahrt Christi, wobei Adam und die übrigen frommen ungetauften Juden und Heiden herausgeführt wurden, die Tr. uns (den erlösten Christen) gleichstellt. — diu hôhste hant, Umschreibung für Gott: hier speziell an das Ergreifen mit der Hand gedacht; vgl. 269,16.
465,30 mit Bezug auf 465,16.