466,01 minnære stm., der Liebende; der wâre m., der, welcher κατ’ ἐξοχήν zu lieben versteht, Gott — Christus (Christus als Bräutigam der Kirche nach dem hohen Liede).
466,02 disiu süezen mære, die oben erwähnten Prophezeiungen.
466,04 sîner minne, in Beziehung auf seine Liebe.
466,07 die selben, nimmt al der werlde voraus.
466,08 veilen swv., feil bieten; vgl. 235,14.
466,13 wandeln, büßen; vgl. 255,23.
466,14 dienen nâch, dienen in Hinsicht auf; um Gnade zu erwerben.
466,15 die, sc. hulde. — tragen, im Sinne von: an sich haben. — der durch gedanke vert, der Gedanken durchdringt (diese Umschreibung für Gott wird im folgenden noch weiter ausgeführt). An Stelle der Rede (vgl. 465,14 ff.) ist nun der Gedanke getreten; vgl. auch 466,29 f.
466,16 sich eines dinges wern, sich gegen etwas wehren; vgl. 124,7. Vor dem Sonnenstrahl vermag sich der Gedanke zu verbergen. Dies und das Folgende sind sprichwörtliche Wendungen.
466,20 es fehlt wie oft eine Adversativpartikel: die Gottheit dagegen ist ihrer Natur nach hell, rein; vgl. 466,3.
466,21 der vinster want, die Wand, die die Finsternis, den verborgenen Gedanken, einschließt.
466,22 helede, mit Ausfall des n in unbetonter Silbe vor Konsonant für helende (part. praes.), heimlich. — rennen: die Gottheit als Reiter gedacht; vgl. zu 43,12.
466,23 der endiuzet noch enklinget, also ganz geräuschlos, unbemerkbar.
466,24 er, nämlich der Gedanke. Im Mittelalter gilt das Herz als Sitz der Gedanken.
466,26 fürez vel, wörtlich: vor die Haut hinaus; d. h. bevor der Gedanke zu Wort oder Tat wird.
466,27 versuochet, erforscht, geprüft, nämlich von Gott.
466,28 des kiuschen, sc. gedankes. — eines dinges geruochen, sich darum annehmen.
466,30 vgl. 126,30. — brœde adj., gebrechlich, schwach. — dol, auf Gott zu beziehen: wie müssen ihn erst die Werke kränken!