55,01 gefuort, ohne Umlaut (vgl. den Reimbeleg 375,15), neben gefüeret (Reimbelege enpfüeret 545,7. 573,11 u.a.); doch s. zu 375,15. — brâhte, plusquamperf.

55,03 Von diesem marnære war schon 19,15 die Rede.

55,04 helen lîse, still, leise verhehlen, ein Pleonasmus; lîse mahnt zur größten Vorsicht.

55,06 kocke, swm. (altfr. coque), breites, vorn und hinten gerundetes Schiff.

55,07 nâhen swv., nahekommen, einholen; ge- nach dem Hilfsverb mugen. Daneben kommt auch næhen vor; vgl. 171,24.

55,12 verholne, adv. des part. praet. von verheln: heimlich (vgl. nhd. unverhohlen). Das Zelt konnte er natürlich nicht heimlich auf das Schiff tragen lassen. Doch damit es nicht zu sehr auffällt, sagt er den Leuten, er wolle nach Azagouc fahren. Die 54,13 ff. proleptisch vorausgenommene Handlung erwartet man nach 55,10.

55,16 menen swv. (fr. mener), treiben, gewöhnlich vom Vorwärtstreiben des Zugviehs gebraucht.

55,17 biutel stm., das Täschchen, das die Frauen am Gürtel trugen zur Aufbewahrung von Geld und Wohlgerüchen.

55,18 schreip (schreib vor folgendem Vokal), plusquamperf.

55,19 en, s. 35,20.

55,20 sagen begunde, Umschreibung für den Aorist; vgl. 54,14.

55,21 Im Gegensatz zur heutigen Gewohnheit beginnt im Mittelalter der Brief mit dem Gruße. Das erste liep ist dat. im konkreten Sinne von dem Liebsten, Liebchen, und daraus ist dem Sinne nach ein gleichbedeutendes liep, aber nom., zu ergänzen nach ein ander;das zweite liep acc. (abhängig von enbiutet) im abstrakten Sinne von Liebes, Liebe. Es ist ein Wortspiel, und der Satz hieße vollständig: hie enbiutet einem liebe daz ander liep liep.

55,22 der Ausdruck diep erklärt sich aus dem folgenden steln.

55,23 durch jâmer, des Jammerns wegen, um uns die jammervolle Abschiedsszene zu ersparen.

55,24 verheln mit acc. der Person, ist nhd. nicht mehr möglich.

55,25 orden, s. 13,28. — ê, s. 13,26. — Wäre dein Glaube der meinige, wärest du Christin, so könnte ich nicht von dir lassen.

55,26 mir ist wê nâch, ich sehne mich nach; vgl. 94,16. 327,28. 389,10.

55,27 doch, trotzdem, auch so; obschon du Heidin bist und obschon ich dich verlasse.

55,28 werde, konditionaler conj. praes., bedingt durch den imperativischen Nachsatz 56,5.

55,29 mhd. kann auch Gleiches mit Gleichem, nicht nur Ähnliches mit Ähnlichem, verglichen werden, so daß einem man gelîch bloße Umschreibung für man ist.