812,01 sol, dient zur Umschreibung des Konditionalis: wenn die Jungfrau eure Schwester ist; nhd. braucht man dafür den conj. praet. sollte.

812,03 vgl. 810,13. Das bloße (nicht gebundene) Haar ist das Zeichen des Unvermähltseins.

812,07 wan, im Wunschsatze; vgl. zu 6,25. Wäre doch.

812,09 f. Feirefiz rühmt sich, die fünf Stiche des ausgebildeten Turnierspeerkampfes siegreich angewandt zu haben. Von der folgenden Aufzählung sind der erste, zweite und vierte Stich als allgemein übliche Termini nachgewiesen. Bei dem dritten und fünften Stich scheint es sich um Extrareittouren zu handeln, die keinen bestimmten Kunstausdruck haben, denen Wolfram aber selber eine (deutsche) Benennung schafft.

812,11 puneiz stm., aus altfrz. poigneïs, das gerade Anrennen mit eingelegtem Speer; ze puneiz, im Turnier: ein Angriff sämtlicher Scharen von vorne auf den Gegner mit eingelegter Lanze und hurt, wobei der einzelne zur rechten Zeit den Wechsel von Galopp und Karriere ausführen muß, um den Zusammenschluß nicht zu verlieren.

812,12 triviers, frz. travers;der Stich ze triviers ist der Gesamtangriff von der rechten Seite her. Der einzelne muß also außer dem Wechsel des Tempos auch noch rechtzeitig die schräge Richtung einschlagen.

812,13 zen muoten: dies ist der Stich eines einzelnen gegen die ganze Schar, wobei er einen aufs Ziel nimmt und den Stößen der andern auszuweichen suchen muß.

812,14 f. ze rehter tjost: dieser Stich ist ein Einzelangriff mit eingelegter Lanze auf den Gegner, von vorn oder von der rechten Seite her. Der Ritter muß verstehen geschickt auszuweichen, aber auch richtig anzugreifen, wasauf verschiedene Arten möglich war, hier durch hurteclîch riten geschah, wobei durch den Stoß des Gegners Sattelriemen gelöst, dieser somit zu Falle gebracht wurde.

812,16 zer volge: der fünfte Stich ist der sogenannte Damenstich, der nach Schluß des eigentlichen Turniers von den gewandtesten Reitern nur auf ausdrückliche Aufforderung und Zusage hin als Einzelkampf ausgeführt wurde.

812,17 dach, Bedeckung. Der ganze Vers Umschreibung für: seit ich Ritter geworden bin.

812,18 hôhste, sw. flektiert, wie ursprünglich der Superlativ immer; nhd. größtes. Im Anschluß an diesen Ausspruch erzählt er ohne Übergang das Abenteuer, das wohl für ihn das gefährlichste von allen bestandenen war.

812,20 mit diesen feurigen Rittern hatte auch Trevrizent gekämpft; vgl. 496,9 ff.

812,21 wan mit folgendem Nominativ, vgl. 275,22. Wäre nicht gewesen. — salamander, vgl. 790,22.

812,22 aspindê, vgl. 490,26. 741,2. — der ander, der zweite Schild; denn der erste ist das kursît.

812,24 ûfes lîbes kost, auf Kosten, Gefahr des Lebens; vgl. 521,30.

812,25 sie, nimmt das Subjekt vorweg.

812,27 ir bote: die Dame, in deren Dienst der Ritter steht, sendet ihn in den Kampf; daher ist er gleichsam ihr Bote.