90,02 geleben swv., nhd. erleben.

90,04 sich vers chemen swv., sich zu Ende schämen, aufhören sich zu schämen. Dies geht dann in die Bedeutung „schamlos sein“ über; so 170,16. 322,1. Seit der zugefügten Schmach ist jetzt schon so lange her, daß ihr Zeit gehabt hättet, euch fertig zu schämen.

90,05 halt adv., eigentlich comparat., vielmehr, entspricht in Konzessivsätzen einem nhd. auch.

90,06 slahen stv., erschlagen, töten. — iuwer swester, betont im Gegensatz zu iu: was immer ihr mir auch antun wollt, eure Schwester würde mich nicht töten; d. h. die hat mich noch immer gern; darum habt auch ihr keinen Grund mir zu zürnen.

90,08 trüeben swv., kann sonst nur auf Sichtbares, nicht auf Hörbares bezogen werden. Doch geht schal, das besonders Freudenlärm bedeutet, fast in die Bedeutung Freude über; vgl. 222,14. 242,4.

90,10 wider, zurück; nämlich nach Belakane. — sich senen, vgl. 54,18.

90,11 schärpfe adj., neben scharpf, scharf. — gart stm., Stachel zum Antreiben der Ochsen, Treibstecken. Der Dichter bleibt noch im Bild von menete 90,9 (vgl. zu 55,16).

90,13 f. der Liebeskummer wird mit einem Gegner verglichen, mit dem Gahmuret ringt; seine Freude, die ihm zu Hilfe kommt, ist zu schwach.

90,16 die Umschreibung mit künnen ist wohl schon abgeschliffen: du bist recht ungezogen.

90,21 süeze, unflektiertes adj.

90,23 nâch ir minne, mit jâmers zu verbinden: mahnt mich zum Jammern nach ihrer Liebe.

90,25 f. einen eines d. âne tuon, ihn dessen berauben.

90,27 manlîch, zum Vorhergehenden im Wortspiel, da es das erstemal in sexueller, dann in geistiger Beziehung gebraucht ist. Sie hält mich davon ab, daß ich mich wie ein Mann benehmen kann, und doch liegt die eigentliche Männlichkeit in meinem Jammer.

90,29 huote stf., Bewachung, das Hüten; spielt als technischer Ausdruck eine große Rolle in der Minnelyrik, wo es jedoch auf die Frau bezogen wird; vgl. 96,26. — ûf pant, vom Pferde genommenes Bild, dessen Kopf hochgebunden wird, wenn es am Fressen gehindert werden soll: hielt zurück; vgl. 97,3.