Dreißiger-Abschnitt 127

[Zu Dreißiger 126]

127,1      diu frouwe nam ein sactuoch:       
127,2      si sneit im hemde unde bruoch,
127,3      daz doch an eime stücke erschein,
127,4      unz enmitten an sîn blankez bein.
127,5      daz wart für tôren kleit erkant.
127,6      ein gugel man obene drûfe vant.
127,7      al frisch rûch kelberîn
127,8      von einer hût zwei ribbalîn
127,9      nâch sînen beinen wart gesnitn.
127,10      wart grôz jâmer niht vermitn.
127,11         diu küngîn was alsô bedâht,
127,12      si bat belîben in die naht.
127,13      "dune solt niht hinnen kêren,
127,14      ich wil dich list ê lêren.
127,15      an ungebanten strâzen
127,16      soltu tunkel fürte lâzen:
127,17      die sîhte und lûter sîn,
127,18      solte al balde rîten în.
127,19      du solt dich site nieten,
127,20      der werlde grüezen bieten.
127,21      Op dich ein grâ wîse man
127,22      zuht wil lêrn als er wol kan,
127,23      dem soltu gerne volgen,
127,24      und wis im niht erbolgen.
127,25      sun, dir bevolhen sîn,
127,26      swâ du guotes wîbes vingerlîn
127,27      mügest erwerben unt ir gruoz,
127,28      daz nim: ez tuot dir kumbers buoz.
127,29      du solt zir kusse gâhen
127,30      und ir lîp vast umbevâhen:
  [Zu Dreißiger 128]