Dreißiger-Abschnitt 130

[Zu Dreißiger 129]

130,1      glîch eime rîters trûte.       
130,2      si hiez Jeschûte.
130,3         Diu frouwe was entslâfen.
130,4      si truoc der minne wâfen,
130,5      einen munt durchliuhtic rôt,
130,6      und gerndes ritters herzen nôt.
130,7      innen des diu frouwe slief,
130,8      der munt ir von einander lief:
130,9      der truoc der minne hitze fiur.
130,10      sus lac des wunsches âventiur.
130,11      von snêwîzem beine
130,12      nâhe ein ander kleine,
130,13      sus stuonden ir die liehten zene.
130,14      ich wæn mich iemen küssens wene
130,15      an ein sus wol gelobten munt:
130,16      daz ist mir selten worden kunt.
130,17         ir deckelachen zobelîn
130,18      erwant an ir hüffelîn,
130,19      daz si durch hitze von ir stiez,
130,20      si der wirt al eine liez.
130,21      si was geschicket unt gesniten,
130,22      an ir was künste niht vermiten:
130,23      got selbe worht ir süezen lîp.
130,24      och hete daz minneclîche wîp
130,25      langen arm und blanke hant.
130,26      der knappe ein vingerlîn vant,
130,27      daz in gein dem bette twanc,
130,28      da er mit der herzoginne ranc.
130,29      dâhter an die muoter sîn:
130,30      diu riet an wîbes vingerlîn.
  [Zu Dreißiger 131]