Dreißiger-Abschnitt 125

[Zu Dreißiger 124]

125,1         der fürste in guoten morgen bôt,       
125,2      und frâgte se, op si sæhen nôt
125,3      eine juncfrouwen lîden.
125,4      sine kunden niht vermîden,
125,5      swes er vrâgt daz wart gesagt.
125,6      "zwêne ritter unde ein magt
125,7      riten hiute morgen.
125,8      diu frouwe fuor mit sorgen:
125,9      mit sporn si vaste ruorten,
125,10      die die juncfrouwen fuorten."
125,11      ez was Meljahkanz.
125,12      den ergâhte Karnachkarnanz,
125,13      mit strîte er im die frouwen nam:
125,14      diu was vor an freuden lam.
125,15      si hiez Imâne
125,16      von der Beâfontâne.
125,17         Die bûliute verzagten,
125,18      die helde für si jagten.
125,19      si sprâchen "wiest uns sus geschehen?
125,20      hât unser junchêrre ersehen
125,21      ûf disen rittern helme schart,
125,22      sone hân wir uns niht wol bewart.
125,23      wir sulen der küneginne haz
125,24      von schulden hœren umbe daz,
125,25      wand er mit uns her lief
125,26      hiute morgen si dannoch slief."
125,27      der knappe enruochte ouch wer schôz
125,28      die hirze kleine unde grôz:
125,29      er huop sich gein der muoter widr,
125,30      und sagt ir mær. viel si nidr:
  [Zu Dreißiger 126]