Dreißiger-Abschnitt 405

[Zu Dreißiger 404]

405,1         Dô Gâwân die magt ersach,       
405,2      der bote gienc nâher unde sprach
405,3      al daz der künec werben hiez.
405,4      diu künegin niht enliez,
405,5      sine spræche "hêr, gêt nâher mir.
405,6      mîner zühte meister daz sît ir:
405,7      nu gebietet unde lêret.
405,8      wirt iu kurzewîle gemêret,
405,9      daz muoz an iwerm gebote sîn.
405,10      sît daz iuch der bruoder mîn
405,11      mir bevolhen hât wol,
405,12      ich küsse iuch, ob ich küssen sol.
405,13      nu gebiet nâch iweren mâzen
405,14      mîn tuon odr mîn lâzen."
405,15         mit grôzer zuht vor im stuont.
405,16      Gâwân sprach "frouwe, iwer muont
405,17      ist küssenlîch getân,
405,18      ich sol iweren kus mit gruoze hân."
405,19      ir munt was heiz, dick unde rôt,
405,20      dar an Gâwân den sînen bôt.
405,21      da ergienc ein kus ungastlîch.
405,22      zuo der meide zühte rîch
405,23      saz der wol geborne gast.
405,24      süezer rede in niht gebrast
405,25      bêdenthalp mit triuwen.
405,26      si kunden wol geniuwen,
405,27      er sîne bete, si ir versagen.
405,28      daz begunder herzenlîchen klagen:
405,29      ouch bat er si genâden vil.
405,30      diu magt sprach als i'u sagen wil.
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