Dreißiger-Abschnitt 645

[Zu Dreißiger 644]

645,1      Der knappe den si knien sach.       
645,2      diu künegîn zem brieve sprach
645,3      "ôwol der hant diu dich schreip!
645,4      âne sorge ich nie beleip
645,5      sît des tages daz ich sach
645,6      die hant von der diu schrift geschach."
645,7         si weinde sêre und was doch vrô:
645,8      hin zem knappen sprach si
645,9      "du bist Gâwânes kneht."
645,10      "jâ, frowe. dernbiutet iu sîn reht,
645,11      dienstlîch triwe ân allen wanc,
645,12      und sîne freude kranc,
645,13      irn welt im freude machen hôch.
645,14      kumberlîch ez sich gezôch
645,15      nie umb al sîn êre.
645,16      frouwe, ernbiut iu mêre,
645,17      daz er mit werden freuden lebe,
645,18      und vreischer iwers trôstes gebe.
645,19      ir mugt wol an dem brieve sehn
645,20      mêre denne i'us künne jehn."
645,21         si sprach "ich hân für wâr erkant
645,22      durch waz du zuo mir bist gesant.
645,23      ich tuon im werden dienst dar
645,24      mit wünneclîcher frouwen schar,
645,25      die für wâr mîner zît
645,26      an prîse vor ûz hânt den strît.
645,27      âne Parzivâles wîp
645,28      unt ân Orgelûsen lîp
645,29      sone erkenne ich ûf der erde
645,30      toufe kein werde.
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